Kommunikationsstile und ihre Auswirkungen

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Kommunikationsstile und ihre Auswirkungen

Kommunikationsstile beschreiben die spezifischen Arten des kommunikativen Verhaltens. Jeder hat seinen persönlichen Stil, der zur eigenen Person passt. Diesen gilt es zu kennen, um die eigene Wirkung auf Andere einschätzen und gegebenenfalls situativ anpassen zu können. Darüber hinaus verfügen wir zusätzlich über verschiedene Arten, uns dem Gegenüber je nach Situation oder Zweck kommunikativ zu präsentieren. So kann man z.B. in Gesprächen ein führendes, beherrschendes Verhalten vorlegen oder sich mehr zurückhaltend oder vorsichtig aufführen. Wir können jemandem mehr nach dem Munde reden oder auf Kontra spielen. So wechseln wir unser Verhalten je nach Situation oder Rolle und auch nach dem Verlauf des Gespräches. Der Psychologe und Kommunikationsforscher Schulz von Thun unterscheidet aufgrund seiner vor allem therapeutischen Erfahrung 8 Kommunikations- oder Interaktionsstile, in denen Menschen sich präsentieren und ihre Kommunikationsbeziehung gestalten:

Schulz von Thun postuliert, dass jede Botschaft 4 Seiten besitzt, welche direkt auf das Gegenüber wirken, positiv beeinflussen oder zurückweisen.

  • Blau: Sachinformation (worüber ich informiere)
  • Grün: Selbstkundgabe (was ich von mir zu erkennen gebe)
  • Gelb: Beziehungshinweis (was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe)
  • Rot: Appell (was ich bei dir erreichen möchte)
Der bedürftig-abhängige Stil

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„Wer kennt es nicht: das schöne Gefühl, umsorgt und beschützt zu werden, sich von Großen und Starken behütet zu wissen, die einem den richtigen Weg weisen und acht zu geben, dass nichts Schlimmes passiert?“

Grundbotschaft des bedürftig-abhängigen Stils
Angesichts der Hilf- und Kraftlosigkeit, die der Bedürftig-Abhängige demonstriert, mag es überraschen, wie kraft- und machtvoll er auf seine Mitmenschen emotionalen Einfluss ausübt. Man kann sich ihm nicht leicht entziehen. Um nicht als herzlos und egoistisch dazustehen, fühlt man sich verpflichtet, mit Rat und Tat einzugreifen – und plötzlich sieht man sich in die Probleme des Anderen verstrickt und übernimmt Verantwortung. Wer nach dem Köder der Beziehungsbotschaft „Du bist stark und fähig!“ geschnappt hat, hängt auch an ihrem Angelhaken: „Und du bist zuständig!“

Der helfende Stil

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Menschen, die im helfenden Stil kommunizieren, wollen dem anderen, besonders dem Bedürftig-Abhängigen, ein starker Partner sein. Sie können in der Regel gut zuhören, signalisieren Verständnis und Empathie und bieten Unterstützung an. Gleichzeitig machen sie deutlich, dass sie stark und kompetent sind. Die Redensart vom „hilflosen Helfer“ macht allerdings auch deutlich, dass hinter diesem Stil bei extremer Verwendung ein Mensch stehen kann, der das Gefühl der eigenen Unsicherheit verbergen will.

Grundbotschaft des helfenden Stils
Der im helfenden Stil Kommunizierende versucht seine Gefühle von Bedürftigkeit und Schwäche nicht mehr in sich aufkommen zu lassen, indem er in den Kontakt mit anderen Menschen nur jene Aspekte des eigenen Selbst einbringt, die den gefährlichen Anteilen entgegengesetzt sind: die starken und souveränen Teile, die sich mit all den Vorstellungen verbinden, wie ein edler Mensch sein sollte, nämlich hilfreich und gut. Diese Verhaltensweisen waren wahrscheinlich schon in der Kindheit geeignet, Liebe und Bestätigung zu erlangen.“

Der selbstlose Stil

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„Der selbst-lose Stil ist dem helfenden verwandt. Auch hier besteht das Grundmuster darin, für andere da zu sein, ihre Wünsche und Nöte zu erkennen und sich in ihren Dienst zu stellen. Doch während der Helfer die souveräne Pose anstrebt, sozusagen „von oben“ kommt, hat die aufopfernde Tendenz des Selbstlosen etwas Unterwürfiges – sie kommt „von unten“.

Grundbotschaft des selbstlosen Stils
Die Hörgewohnheiten sind durch ein großes Appell- und ein negativ umdeutendes Beziehungs-Ohr gekennzeichnet. Mit dem Appell-Ohr liegt der Selbstlose ständig auf der Lauer, um seine Reaktionen erwartungsgerecht ausfallen zu lassen. Das Beziehungs-Ohr ist darauf spezialisiert, die eigene Selbstentwertung zusätzlich mit Nahrung von außen zu versorgen. Äußerungen der Gesprächspartner werden so umgedeutet, dass sie im Zweifel immer die eigene Wertlosigkeit aufzeigen. Streit und Auseinandersetzung sind für den Selbstlosen eine große Bedrohung, da jedes heftige Wort, sogar schon kleine Meinungsverschiedenheiten Trennungsangst in ihm entstehen lassen. Um Streit zu vermeiden und den anderen zu beschwichtigen, gibt er gern nach und nimmt viel Lästiges und Belastendes auf sich. Die Hartnäckigkeit, mit der er an diesen Lasten festhält und sie sich nicht nehmen lässt, stattdessen immer noch mehr auflädt – dieses Festhalten weist darauf hin, dass die Lasten untrennbarer Teil seiner Identität geworden sind. Was bliebe von ihm übrig, wenn man sie ihm nehmen würde? „

Der aggressiv-entwertende Stil

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Der Gegenpart zum selbst-losen Kommunikationsstil ist der aggressiv-entwertende Stil. In ihm sind Elemente des Kampfes, der Konfrontation, des sich Empörens und der Unerbittlichkeit enthalten. Den anderen herabzusetzen und zu erniedrigen ist kommunikative Intention dessen, der diesen Stil benutzt. Dahinter steht der Gedanke, dass man den anderen in Schach halten müsse, damit man selbst nicht fremdbestimmtes Objekt wird.

Grundbotschaft des aggressiv-entwertenden Stils
Das misstrauische Beziehungsohr, das der Feind-selige mit dem Selbst-losen gemein hat, wittert allzeit den Widersacher. Dieser ist potentiell in jedem Mitmenschen zu vermuten. Bisweilen richtet sich das misstrauische Beziehungsohr gegen bestimmte Personen, die Ähnlichkeit mit alten Wunden aus der eigenen Lebensgeschichte aufweisen.

Der sich- beweisende Stil

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Im sich beweisenden Stil will der Kommunizierende dem Gegenüber durch sein Verhalten kundtun und beweisen, wie gut und kompetent er ist. Insofern steht er unter latentem Druck. Er glaubt, immer wieder andeuten oder sagen zu müssen, dass er überlegen und wichtig, allseits bekannt und geachtet ist, oder dass er gebildet, gelehrt wohlhabend o.ä. ist. Kommen zwei oder mehrere Personen zusammen, die im sich beweisenden Stil kommunizieren entsteht manchmal heftige und auch peinliche Konkurrenz (Mein Auto – mein Haus – mein Boot).

Grundbotschaft des sich beweisenden Stils
In zahllosen Variationen hört der Empfänger immer wieder das „Sieh her, wie toll ich doch eigentlich bin und über welche Qualitäten ich verfüge. Solche narzisstischen Grundkundgebungen können durchaus dezent und beiläufig vermittelt werden. Jedenfalls fühlt der Angesprochene sich immer wieder aufgefordert, mit anerkennendem Erstaunen nicht zu sparen und gerät, besonders wenn er aus ähnlichem Holze geschnitzt ist, unter Druck mitzuhalten. Beides kann die Beziehung schwierig machen. Der/die sich Beweisende steht unter permanentem Druck sich nach außen hin vollkommener zu geben, als ihm/ihr innerlich zumute ist. Dies kostet viel psychische Kraft.

Der bestimmende – kontrollierende Stil

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Im bestimmend-kontrollierenden Stil macht der Sprechende seinem Gegenüber klar, dass er im Gegensatz zum Gegenüber weiß, was richtig und gut ist. Es werden oft moralische oder Normaussagen verwendet. Besonders gefährdet sind Menschen in pflegerischen oder pädagogischen Berufen, in der gut gemeinten Absicht, andere weiterzubringen oder ihnen zu helfen. Die Einstellung zum anderen ist aber nicht nur positiv-fördernd. Das Gegenüber er wird zugleich als fehlbares Mängel-Wesen, behandelt, das es zu kontrollieren und vor sich selbst zu bewahren gilt. So wird dieser Stil von Betroffenen oft als penetrant empfunden und abgelehnt. Bei extremer und nicht situationsangemessener Verwendung, kann dieser Stil das eigene innere Chaos beim Sprechenden zu kaschieren suchen.

Grundbotschaft des bestimmenden-kontrollierenden Stils
Zwar ist daran auch etwas Entwertendes, aber im Gegensatz zur aggressiv-entwertenden Strömung besteht das Hauptziel hier nicht in der Herabsetzung des anderen, sondern darin, ihn zu ändern, zu formen, zu kontrollieren. Die Einschätzung des Mitmenschen als jemand, der von sich aus nicht richtig handeln würde, macht es in seiner subjektiven Logik nötig, ihn mit Appellen auf den Weg zur Tugend, der Vernunft, der Ordnung und Zweckmäßigkeit zu führen.

Der sich distanzierende Stil

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In diesem Stil ist der durchgehende, direkt oder indirekt gegebene Appell: „Komme mir nicht zu nahe, halte Distanz!“ Dieser Appell wird über eine stark versachlichte Sprache mit etwas abweisenden Charakter in Gestik und Körperhaltung, aber auch über protokollarische Schranken wie Vorzimmer, Voranmeldung, Schreibtischbarriere etc. herübergebracht. Die Beziehungsseite ist entsprechend auch in den sprachlichen Signalen sehr zurückgenommen. Der Kommunizierende sagt wenig von sich. Hinter einem übermäßigen Gebrauch steht neben Rollenfixierungen oft auch die Furcht vor Verletzungen..

Grundbotschaft des sich distanzierenden Stils
Die Grundbotschaft hat eine starke Ausprägung auf der Sach-Seite und eine schwache auf der Beziehungsseite. Die Selbstkundgabe ist ebenfalls schwach ausgeprägt, er gibt sich verschlossen. Deutlich wahrzunehmen ist der Appell „Komm mir nicht zu nahe!“ Der Distanzierte vermittelt nach außen hin den Eindruck, als ob er wenig berührbar wäre, keine Gefühle hätte – ein Mensch mit großem Kopf und einem Herzen aus Stein. Oft verfügt aber gerade er über eine verletzbare und schutzbedürftige Gefühlswelt, die er vor Anderen verbirgt, um nicht verletzt zu werden. Wenn die distanzierende Strömung in einem Menschen so vorherrschend geworden ist, dass er sich – auch wenn er möchte – nicht mehr anders geben kann, sind vermutlich prägende Erfahrungen mit zwischenmenschlicher Nähe die Ursache hierfür.“

Der mitteilungsfreudige -dramatisierende Stil

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Wahrgenommen zu werden und sich selbst zu produzieren ist Ziel dieses Kommunikationsstils. Der in ihm Kommunizierende ist gewissermaßen immer auf der Bühne. Deshalb erscheinen solche Menschen oft als redselige Schauspieler. Bei extremer Nutzung dieses Kommunikationsstils steht oft das Gefühl dahinter, unwichtig zu sein und nicht genügend wahrgenommen zu sein.

Grundbotschaft des mitteilungsfreudig -dramatisierenden Stils
Die kommunikative Grundbotschaft hat ihre stärkste Betonung auf der Selbstkundgabe. Es ist, als ob der Mitteilungsfreudig-Dramatisierende permanent „Hört, hört, so bin ich!“ ruft. Im einfacheren Fall mag er als Kind die Erfahrung gemacht haben, dass man ihn nicht beachtet und links liegen lässt, es sei denn, er „dreht auf“ und spielt sich so in den Mittelpunkt, dass man ihn nicht mehr übersehen kann. Wer die Erfahrung gemacht hat, dass normal dosierte Lebenszeichen nicht ausreichen, um für andere beachtenswert zu werden, wird aufmerksamkeitssteigernde Mittel einsetzen. Hinter der aufblühenden Redseligkeit steckt die Angst, unbemerkt zu bleiben.

In meinem Coaching-Seminar >Erfolgreicher Umgang mit schwierigen Charakteren< erfahren Sie, wie Sie selbst wahrgenommen werden, wie Sie andere „lesen“ können und wie Sie auch mit für Sie “schwierigen” Charakteren erfolgreich Geschäfte machen können. Das Ziel ist es, sich im beruflichen und privaten Umfeld besser zu behaupten (http://www.akademie-fuer-manager.de/professioneller-umgang-mit-schwierigen-charakteren/).

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