Sind Coaching, Psychotherapie und Philosophie verwandt? Oft werde ich von neuen Kunden gefragt, nach welcher Methode ich denn so coache. Coaching-Ansätze gibt es fast so viele wie Coaches und dazu noch eine Vielzahl an Instituten, die sich zu Ausbildungen berufen fühlen und dann auch noch entsprechende „Zertifikate“ verteilen. Wem es nützt, dem sei es gegönnt.
Wenn ich eine Methode im Coaching präferiere, dann ist es eine sehr alte Methode, die sich in verschiedensten Formen durch die Geistesgeschichte von Sokrates/Platon über Kierkegaard, Lessing, Kant bis in die Neuzeit zieht – die sogenannte „Sokratische Methode“ oder auch „Maieutik = Hebammenkunst“ genannt. Der Begriff bezeichnet ein auf den griechischen Philosophen Sokrates zurückgeführtes Vorgehen. Sokrates, dessen Mutter eine Maia = Hebamme war, soll seine Gesprächstechnik mit der Geburtshilfe verglichen haben. Gemeint ist, dass man einer Person zu einer Erkenntnis verhilft, indem man sie durch geeignete Fragen dazu veranlasst, den betreffenden Sachverhalt selbst herauszufinden. So wird die Einsicht mit Hilfe der Hebamme – des Lernhelfers – geboren, der Lernende ist der Gebärende. Würzt man das dann mit der Aristotelischen Dialektik und Logik sowie mit der auf Hegels basierenden Widerspruchstheorie und Dialektik (u.a. konvergent zum Yin und Yang der klassischen chinesischen Philosophie), ergibt das einen sehr wirkungsvollen Ansatz mit Sprengstoff-Charakter. Dieser Ansatz macht Probleme bewusst, hilft beim Aufdecken von Ursachen = Gründen und erzeugt Chancen und Möglichkeiten für sinnvolle Lösungen und neue Positionierungen. Coaching ist zielorientiert angewandte Philosophie für die tägliche Praxis im privaten und beruflichen Umfeld.
Es gilt neu zu denken, Chancen zu erkennen und gezielt umzusetzen.
Die Geburtshilfe, die Sokrates leistet, besteht in der Technik des zielführenden Fragens. Mit ihr bringt er seine Gesprächspartner dazu, vorhandene irrige Vorstellungen zu durchschauen und aufzugeben. Das führt oft dazu, dass sie in eine Ratlosigkeit = Aporie geraten. Im weiteren Verlauf des Gesprächs kommen sie aber auf neue Gedanken. Diese werden wiederum mittels der Fragetechnik auf ihre Stimmigkeit überprüft. Schließlich gelingt es dem maieutisch Befragten, entweder den tatsächlichen Sachverhalt selbst zu entdecken oder sich zumindest der Wahrheit anzunähern. Diese Hilfe beim Suchen und Finden von Erkenntnissen, wobei auf Belehrung konsequent verzichtet wird, erscheint in Platons Darstellung als spezifisch sokratische Alternative zur konventionellen Wissensvermittlung durch Weiterreichen und Einüben von Lehrstoff. Als Coach agiere ich als erfahrener Sparringspartner, als kritischer Hinterfrager und zielorientierter Impulsgeber mit praktischer Umsetzung.
Im Gespräch mit Theaitetos verfolgt Sokrates die Analogie zwischen seiner Mäeutik und der Hebammentätigkeit weiter: „Eine Hebamme kann erkennen, ob überhaupt eine Schwangerschaft vorliegt. Sie kann die Wehen beschleunigen oder hinauszögern oder auch eine Abtreibung einleiten. Außerdem eignet sie sich hervorragend als Heiratsvermittlerin. Über solche Kompetenz verfügt auf analoge Weise auch der geistige Geburtshelfer. Er vermittelt „Heiraten“, indem er Lernbegierige zu passenden Lehrern schickt, wenn er sieht, dass sie sich nicht für seine mäeutische Kunst eignen. Solche Entscheidungen trifft er aufgrund seiner Fähigkeit einzuschätzen, welche Seelen in der Lage sind, wertvolle Erkenntnisse hervorzubringen, und welche nicht wirklich schwanger sind oder nur Untaugliches gebären können. Nach dieser Einschätzung wählt er die aus, denen er Geburtshilfe leistet; die anderen schickt er weg.“
Sokrates weist im Theaitetos darauf hin, dass Hebammen selbst Mütter seien und daher eigene Erfahrungen mit dem Geburtsvorgang hätten, was für ihren Beruf auch notwendig sei. Auf einen Business-Coach gemünzt bedeutet dies, dass er das woran er mit seinen Kunden arbeitet, selbst bereits erlebt und durchlitten haben sollte. Ein guter Business-Coach hat also nicht nur eine fundierte Ausbildung, sondern verfügt über einen spannenden Lebenslauf mit entsprechenden Erfahrungen.
Coaching ist die Suche nach Erkenntnis und nach neuen gangbaren Wegen – beruflich und privat. In der Umsetzung vereinen sich erkenntnistheoretischer Ansatz und didaktisches Prinzip.
Hinsichtlich des Vorgehens bei der Erkenntnissuche lassen sich drei charakteristische Merkmale analog zur sokratischen Methode herausarbeiten: [list style=“orb“ color=“red“]
- Analyse: Was ist wirklich? Wie ist die konkrete Situation? Was ist das Ziel?
- Konfrontation: Was macht tatsächlich Sinn? Was kann wirklich geleistet werden? Was ist das Motiv hinter dem Motiv? Welche Chancen, Risiken und Konsequenzen sind möglich?
- Strategie: Vorstellungen bestimmen unser Verhalten. Erarbeitung einer klaren Positionierung, konkreter Schritte und Maßnahmen zu Erreichung der tatsächlichen Ziele. Konsequentes Einüben von Fähigkeiten und zielgerichtetes Umsetzen. Schritt für Schritt wird aus Talent Leistung, aus Wünschen Realität und aus Träumen Zufriedenheit. [/list]
Erkenne dich selbst. Wer sich keine eigenen Ziele setzt, bekommt fremde Ziele. Machen Sie den entscheidenden Schritt für ein Plus an Souveränität und Selbstverwirklichung. Sie erreichen mich unter +49 89 4115 4887 oder via Email wg@wilhelm-gerbert.de.
Ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit.